Hart umkämpft: ein hoher Status
Beliebtheit vs. Ausgrenzung

Statuskämpfe und verdecktes aggressives Verhalten bei Mädchen

Verdeckte Aggressionen von Mädchen ist trauriger Alltag an Schulen. Nach Meinung von Rachel Simons, 2003, ist es Mädchen nicht in der Weise wie Jungen erlaubt ihre Aggressionen und Konflikte offen, als verbale oder körperliche Aggression, auszutragen. Mädchen haben nie gelernt Konflikte offen anzusprechen und auszutragen. Ihre Strategie ist es vielmehr, völlig außerhalb der Reichweite der Aufmerksamkeit von Lehrern und Erwachsenen, auszugrenzen, schlecht über andere zu reden, zu intigrieren, sich Schimpfnamen auszudenken, mit dem Ziel andere zu verletzen.

 

Laut Rachel Simons beschreiben sich amerikanische heranwachsende Mädchen nicht selten als „treulos, grausam und hinterhältig“. Nach außen hin, hinter dem schönen Schein inniger Verbundenheit und Freundschaft, gibt es, von anderen oft völlig unbemerkt, Opfer und Täter. Rachel Simons beschreibt z.B. folgendes Szenario: „Dort fixiert inmitten des Stimmengewirrs ein Mädchen ein anderes und lächelt dann ihren Freundinnen bedeutungsvoll zu. Am nächsten Tag bringt die Anführerin einen Brief in Umlauf, in dem alle gebeten werden aufzulisten, warum sie ein bestimmtes Mädchen hassen. Und am übernächsten Tag setzt sich die Ausgestoßene mit gesenkten Kopf zu den Jungen. Das Ziel ist erreicht, stillschweigend und ohne Aufsehen zu erregen.“ (R. Simmons, 2003, S. 13-14)

 

Rachel Simmons auf deren Buch, „Meine beste Feindin“ ich mich auch in den folgenden Ausführungen beziehe, hat Frauenforschung und politische Wissenschaften in den USA studiert. Hintergrund für die Auseinandersetzung mit diesem noch kaum erforschten Thema waren ihre eigenen Erfahrungen aus ihrer Kindheit und Jugend, sowohl in der Rolle des Opfers als auch der der Täterin.

 

Rachel Simmons hat ein Jahr lang zehn, in Bezug auf Schichtzugehörigkeit sowie Jahrgang, völlig unterschiedliche Schulen in den USA besucht und sich dort intensiv, in der Regel ohne Anwesenheit der Lehrer, mit Klassen, sowie einzelnen Mädchen, teilweise deren Eltern, sowie Lehrern unterhalten.

 

Was Rachel Simmons in ihrem Buch über die verdeckte Aggression, Rangordnung und Statuskämpfe von Mädchen in den USA der Zeit um die Jahrtausendwende berichtet, wird meiner Vermutung nach an deutschen Schulen nicht wesentlich anders sein.

 

Die unzähligen Beispiele, die ihr von den Mädchen in Gruppen oder Einzelgesprächen berichtet wurden, sprechen davon wie sich die Mädchen untereinander im wahrsten Sinne des Wortes das Leben zur Hölle machen, ohne dass Lehrkräfte und oft auch die Eltern davon auch nur eine Ahnung haben

 

Auf die Frage von Rachel Simmons wie Mädchen z.B. „gemein“ zueinander sind, wurde z.B. folgendes geantwortet (R. Simmons, S, 2003, S. 21 - 22):

 

 

„Mädchen können ohne den geringsten Grund auf jemanden losgehen“

 

„Mädcheln tuscheln und sie starren dich an“

 

„Bei Mädchen gibt es eine gewisse Bösartigkeit, die bei Jungs nicht vorkommt“

 

„Mädchen greifen einen an, wenn sie wissen, dass man schwächer ist“

 

„Mädchen tricksen“

 

„Mädchen planen und überlegen sich genau was sie tun“

 

„Bei Jungs weiß man, woran man ist“

 

Rachel Simons kommentiert diese und viele andere Äußerungen so:

 

„Forsch und sachlich beschreiben die Mädchen sich selbst als treulos, nicht vertrauenswürdig und raffiniert. Sie behaupten, dass Mädchen enge Beziehungen missbrauchen, um Macht über andere sie zu gewinnen. Sie sagen, Mädchen seien falsch und benutzen einander, um in der sozialen Hierarchie aufzusteigen. Sie charakterisieren ihresgleichen als nachtragende, hinterhältige Wesen, die einen Moment abpassen, in dem das ahnungslose Opfer unvorbereitet ist, um dann, nach dem Prinzip Auge um Auge, dafür zu sorgen, „das es ihr so ergeht wie es mir ergangen ist“ . Die Mädchen erzählen eher beiläufig von ihren Konflikten, und ihre Geschichten sind häufig von Selbsthaß geprägt“.

 

 

Beziehungen spielen in der sozialen Entwicklung von Mädchen eine außerordentlich wichtige Rolle. R. Simmons zitiert Carol Gillian die in ihrer Forschungsarbeit herausgefunden hat, das Mädchen eine besondere Angst davor haben ausgegrenzt und isoliert zu sein, sowie „Angst davor haben verlassen zu werden, weil sie anders sind“ (R. Simmons, S. 27).

 

Aus Furcht die Freundin zu verlieren, werden die banalsten Konflikte nicht ausgetragen.

 

Was Mädchen, die Opfer waren, am meisten zusetzte, waren zumeist nicht die „gemeinen E-Mails und anonymen Briefe, tuschelnd in die Welt gesetzten Gerüchte, auf Tische, Wände und Schränke gekritzelte Sprüche, höhnische Grimmassen und Schimpfworte“, - was Mädchen am meisten zu schaffen machte war ihre Ausgrenzung und Isolation – ihr Alleinsein. R. Simmons (S. 39) zitiert an dieser Stelle die Aussage von einem Mädchen:

 

„Menschen die alleine sind, erwecken Mitleid und niemand will bemitleidet werden. Sie sind einsam. Mit ihnen stimmt etwas nicht.“

 

Die Angst davor als Außenseiterin abgestempelt zu werden läßt Mädchen an Beziehungen festhalten die ihnen nicht gut tun oder auch massiven Schaden zufügen.

 

Verdeckte, relationale Aggressionen treten schon im dritten Lebensjahr auf, bei Mädchen etwas früher als bei Jungen. Diese Form der Aggression schadet oder zerstört Kontakte, Freundschaften oder Gruppenzugehörigkeit. Sie unterhöhlt das Gefühl des Akzeptiertseins. Verdeckte Aggression manifestiert sich wo Beziehung als Waffe benutzt wird um andere zu manipulieren, wo gezielt auf eine Schädigung des Selbstwertgefühls und des sozialen Status des Opfers hingewirkt wird.

 

Mittel hierfür sind u.a. Schweigen, nonverbale Gesten der Verachtung und des Spottes, „böse Blicke“, Nichtbeachtung, das Schließen von Bündnissen gegen das Opfer oder das Streuen von Gerüchten. „Deine Freundinnen kennen deine Schwachstellen und wissen, wie sie dein Selbstwertgefühl von innen heraus zerstören können.“ Diese „gezielte Boshaftigkeit“, erklärte R. Simons eine Achtklässlerin, „kann einen ein Leben lang begleiten.“ (R.Simmons, S. 51)

 

Diejenigen die andere terrorisieren seien oft die geschicktesten im sozialen Umgang. Da Mädchen „die Dynamik der Boshaftigkeit und des Missbrauches“ das schikanierende Verhalten ihnen gegenüber nicht einordnen können, würden sie sich selbst dafür die Schuld geben, dass sie Opfer sind. (ebd., S. 69)

 

R.Simmons schreibt, dass schon in den ersten Mädchengruppen mit denen sie sich unterhalten hat, zu ihrem Erstaunen „ganz alltägliche Konflikte“ „deutliche Züge von Mobbing und Gewalt trugen“.

Streitigkeiten und Konflikte würden selten angesprochen werden, vielmehr schwelten sie „wie in der Luft hängendes Treibgas… welches schon beim geringsten Funken explodieren“ kann. (ebd., S. )

Laut R. Simmons tragen die meisten Mädchen ein Gefühl der Verletztheit mit sich herum und es würde mit der Zeit immer schwieriger ihre Wut zu unterdrücken – die sie jedoch (ihren Freundinnen gegenüber) nicht zeigen dürfen. „Alles sei besser als eine Freundin zu verlieren“.

Viele Mädchen, so schreibt R.Simmons, hätten in ihren Gesprächen zugeben, dass sie sie dann, zum Abbau ihrer Aggressionen, ihre jüngeren Geschwister oder Haustiere schlagen würden.

 

Was kein Mädchen will: Ablehnung
Was kein Mädchen will: Ablehnung

Ausgrenzung

Fast ohne Vorwarnung, so R. Simmons, kann ein Mädchen aus ihrer Clique ausgegrenzt werden. Dies könne fatale Folgen für das Mädchen haben. Es werde dann so getan, als wenn das Mädchen nicht existiert, oder es wird „mit äußerster Brutalität“ gegen es vorgegangen.

Die Vehemenz und Heftigkeit mit der sich Mädchen gegen eine aus ihren eigenen  Reihen wenden können, erklärt R. Simmons folgendermaßen:

 

„Ihr Zorn ist nicht, wie es das Klischee will, mit einer tiefsitzenden Bosheit zu erklären, sondern vielmehr mit dem Anspruch, vor allem nett zu sein. Weil diese Mädchen kein Instrumentarium besitzen, mit dem alltäglichen Ärger, dem Verletztsein, dem Verrat, dem Neid und der Eifersucht umzugehen, stauen sich diese Gefühle auf und schwelen weiter, bevor sie sich in Zornausbrüchen entladen.“ ebd, S. 95.

 

Dieses Ressume von Rachel Simmons, welches ja aus unzähligen Gesprächen mit Schülerinnen hervorgegangen ist, zeigt jedoch auch das schulische, aber auch das gesellschaftliche Milieu auf, in dem sich diese Kinder und Jugendlichen täglich befinden und aus dem solche starken Gefühle, wie von Simmons beschrieben, ja erst entstehen.

 

Dieses Milieu ist geprägt von Konkurrenz und Wettbewerb um Beliebtheit, Status und Erfolg in der Klasse und Peergroup – geprägt von der Angst zu versagen, Angst vor Ausgrenzung, Stigmatisierung und dem Alleine da stehen. Angst vor dem Verlust von Selbstwertgefühl und Selbstakzeptanz, welche in der Regel zwangsläufig folgen, wenn einem Akzeptanz, Anerkennung, Zustimmung und Gesellschaft seitens Anderer verwehrt werden – und wenn geschehen, mit einem ganz enormen Leidensdruck verbunden ist.

Dies ist das von Robert W. Fuller aufgrund seiner Erfahrung als Leiter einer Oberschule in den USA, beschriebene „vergiftete Wasser“ in der der Fisch, Schüler, "schwimmen" muß.

 

Es wurde in den Gesprächen von R. Simmons mit den Mädchen immer wieder berichtet, dass ein Mädchen selten ein Problem sei. Wenn jedoch 2 oder 3 zusammen sind, zeigten sie sich häufig aggressiv, grenzen andere aus. Die damit einhergehenden Grausamkeiten seien eine gute Möglichkeit sich die Zugehörigkeit zur Gruppe zu sichern.

 

Die Gefahr einer möglichen Ausgrenzung schwebe wie ein Damoklessschwert über einem und verursacht den Mädchen Angst und Schrecken. Darum wird ein Mädchen alles tun um in ihrem schulischen Alltag dieser Gefahr zu entgehen.

 

Gemeinsam mit anderen dann ein anderes Mädchen auszugrenzen, vermittle den Mädchen das Gefühl Teil einer Gruppe zu sein und selbst nicht ausgeschlossen zu sein. Dies sei häufig verbunden mit einem Gefühl der Macht und Sicherheit.

  

R. Simmons zitiert das Mädchen Lisa, die die Erfahrung machte an ihrer Schule kontinuierlich ausgegrenzt zu werden. Nach einem Wechsel auf eine andere Schule, sei kaum ein Tag vergangen an dem Lisa keine Magenkrämpfe gehabt hätte, jedoch: „hier erlebte ich das selbe wie früher. Mädchen waren zu anderen Mädchen gemein, aber diesmal.. war ich es die gemein war.“ Lisa freundete sich mit der beliebten Karen an. „Ich fand sie so viel toller als mich selbst und die Gemeinheiten – das war etwas was wir zusammen machten.. damit hatten wir das Gefühl besser zu sein als andere.“ (ebd. S. 144.)

 

Karen und Lisa gründeten z.B. den Club "Wir hassen Vicky" und ließen einen Zettel in der Klasse herumgehen, wo alle unterschrieben. In dieser Zeit, meint Lisa "da hatte ich das Gefühl außer den Mädchen mit denen ich Gemeinheiten gegen jmd. ausheckte niemanden zu haben.. Entweder war ich der Trottel, weil ich ein Opfer war oder ein gemeines bösartiges Miststück, weil ich anderen wehtat. Ihre Mutter bat sie, andere Kinder nicht zu schickanieren. "Aber das war unmöglich...ich wollte schließlich kein Trottel sein." (ebd. S. 146)

 

 

Ständig ging es in dem Schulalltag der Mädchen darum dass jemand „draußen“ war. Manche waren wochenlang ausgegrenzt und dann wendete sich das Blatt plötzlich und sie waren in der klasseninternen Rangstufe wieder „oben“ - dafür wurde dann ein anderes Mädchen ausgegrenzt.

 

R. Simmons schreibt hierzu: „Genau wie Lisa, geht es diesen Mädchen vor allem darum sich zu schützen und selbst nicht zu Opfer zu werden.. sie terrorisieren andere, weil sie sich selbst bedroht fühlen und glauben keine andere Wahl zu haben.“ (ebd. S. 147)

 

Bündnisbildung sei auch ein Weg der Bestrafung zu entgehen. Eine Sechsklässlerin meint dazu: „Man möchte nicht die Schuld bekommen, also gibt man anderen die Schuld und sagt „schieb`s ihr unter““ (ebd. S. 91)

R. Simmons zitiert eine Studie die bestätigt, dass sich bei Mädchen die Schuldgefühle, die sie bei aggressiven Verhalten empfinden, deutlich reduzieren, wenn andere die Verantwortung dafür übernehmen. (ebd. siehe S. 91)

 

Beliebtheit und Status bei Mädchen

Beliebtheit spielt bei Mädchen eine sehr große Rolle.

 

Laut R. Simmons ist die Beliebtheit eines Mädchens zum großen Teil davon bestimmt, wie erfolgreich sie ihre Freundinnen gegen andere Mädchen aufhetzten kann. „So wie die Isolation ein Trauma für Mädchen ist, so verschaffen Beziehungen Macht. Andere auf seiner Seite zu haben gibt einem Mädchen das Gefühl persönlicher Stärke“.

 

Ein Mädchen äußert hierzu: „Man hat das Gefühl, beliebt zu sein und mehr Macht zu haben. Man ist im Recht.“ (ebd., S. 89)

 

Schafft es ein Mädchen andere auf ihre Seite zu ziehen um gemeinsam gegen ein anderes Mädchen zu integrieren, so können sich die verbündeten Mädchen unmöglich gegen sie wenden. „Man bringt sie so dazu zu sagen, dass man cool und stark ist“ kommentiert ein Mädchen.

 

 Ein weiteres Mädchen sagt, laut R. Simmons dazu, S. 90, dazu:

 

Es ist ein natürlicher Instinkt. Ich erzähle anderen etwas und versuche dabei gut dazustehen. Und wenn der Konflikt nicht mehr genug hergebe, dann können auch andere Dinge nerven, wie Kleidung, Aussehen, Auftreten und so weiter oder man bleibt nicht bei der Wahrheit."

 

Ein Mädchen sagt: „Wenn mehrere Leute beteiligt sind ist der Druck zu gewinnen größer“.

 

Hat man in einem Konflikt niemanden auf seiner Seite, sei man „schlicht und einfach die Böse“ kommentiert ein Mädchen.

 

Rachel Simmons berichtet in ihrem Buch von der ungeheuren Attraktivität die Beliebtheit für Mädchen hat und wie viel Bedeutung es für sie hat in Kontakt mit beliebten Mädchen zu kommen.

 

Mädchen haben im vertraulichen Gespräch davon berichtet den Kontakt mit Freundinnen abgebrochen zu haben um mit einem beliebteren Mädchen oder einer beliebten Clique zusammen sein zu können.

 

Sogar vertrauliche Informationen über die Freundin sei den beliebteren Mädchen verraten worden, um mit ihnen engere Freundschaft schließen zukönnen. Die Freundin wurde regelrecht „verkauft“.

 

Zwei Varianten würden von Mädchen im "run" um Beliebtheit häufig angewendet: Entweder wird die abgelegte Freundin im Beisein ihrer neuen Freundinnen schikaniert und die „wanna be“ verhält sich nett zu ihr, wenn sie allein sind. Oder sie wird als „Opfer der beliebten Clique als Beute dargeboten und der Deckmantel der Freundschaft fällt völlig ab“.

 

 

 

Ein „abgelegtes“ Mädchen, Elisabeth, sagt dazu:

"Sie hatte wohl gemerkt, dass sie keine Chance hatte, beliebt zu sein, solange sie sich mit mir abgab. .. Sie hatte herausgefunden, dass es einfach nicht cool, dass es ihrer Zukunft nicht zuträglich war. Ganz plötzlich drehte sie sich um 180 Grad; sie gehörte jetzt zu den beliebten Mädchen und quälte mich. Sie war die Rädelsführerin der Mädchen, die mir das Leben schwer machten.“

 

Desire legte eine unübersehbare Grausamkeit an den Tag um ihre neuen Freundinnen zu beeindrucken. Von ihrem Platz am Mittagstisch zeigte sie mit dem Finger auf Elisabeth, lachte und und beleidigte sie, wobei sie häufig ihr intimes Wissen über Elisabeth als besonders scharfe Waffe benutzte. Die beliebten Mädchen umkreisten Desire wie die Planeten einen Stern, und Elisabeth sah verblüfft und schweigend zu.

In der Schule war sie verschlossen um nicht zu zeigen wie schlimm es war; zu Hause aber brach sie jeden Abend zusammen und weinte ihrer Mutter etwas vor. „Ich hatte kein Selbstwertgefühl und traute niemanden“, erzählte sie. "Sobald Desiere einen sicheren Stand in der Clique hatte, ließ sie von ihren Gehässigkeiten ab, aber die Gruppe strahlte weiterhin Verachtung aus.“ (ebd. S. 172)

 

Beliebt zu werden erfordere „strategische Überlegungen“. Zuneigung müsse selektiv verteilt werden, „ ..die einen links liegen lassen, andere heimlich umwerben und die Regel tagtäglich ändern“.  (ebd. S. 166)

 

Häufig erwecken Mädchen den beliebten Mädchen gegenüber den Anschein andere Beziehungen, zu nicht angesagten Mädchen, fallen zu lassen, oder reden schlecht über diese.

 

Ein Mädchen sagt: „Man benutzt andere um in der Hierarchie aufzusteigen“.

 

Dreht sich das „Beliebtheitskarusell“ werden die Konkurrentinnen mit Argusaugen beobachtet „jedes Wort, das sie sagen, jeder Schritt, hat Gewicht, jede Äußerung, jedes Kleidungsstück ist dem System von Strafe, Belohnung oder noch schlimmer, Gleichgültigkeit unterworfen.“ (ebd. S. 174)

 

Es sei ein Gefühl, ständig auf dem Prüfstand zu stehen, wobei sich die Prüfkriterien jeden Tag ändern können. Clohe, ein Mädchen aus der 9. Klasse beschreibt ihre Klasse als ein Minenfeld. Ein „Fehltritt“ und man sei „geliefert“.

Sie sagt: “Wenn man auch nur einmal etwas dummes macht, vergessen die anderen das nie mehr. Dann wissen sie, dass man nicht immer nur toll ist… es ist als gebe es jedes Mädchen eine Akte und alles was man anzieht-wenn man etwas unmodernes trägt-, wird darin festgehalten.. Und dann plötzlich interessieren sie sich nicht mehr für einen und werfen die Akte weg.“ (ebd. S. 175-17)

 

Ein anderes Mädchen sagt: „Mädchen taxieren einen ständig und überlegen, ob sie mit einem Freundschaft schließen wollen oder nicht.“ (ebd. S. 174)

 

Rachel Simmons nennt den Wettkampf der Mädchen um das Beliebtsein einen „mörderischen Konkurrenzkampf, in dem die Mädchen unbegrenzte Energie stecken und der mit unendlicher Angst verbunden ist. Beliebt zu sein ist eine Sucht, ein Sirenengesang, ein teuer erkaufter Erfolg. Die Mädchen verändern sich, viele lassen sich zum Lügen, Betrügen und Stehlen verführen. Sie lügen, um akzeptiert zu werden, betrügen ihre Freundinnen, indem sie sie benutzen, stehlen anderen ihre Geheimnisse, um sie zu einem höheren Preis, nämlich soziale Anerkennung, zu verhökern. Es gilt als allgemein anerkannt, so eine Elfjährige, dass „ein Mädchen jede Gelegenheit nutzt, um beliebt zu werden; und dabei kümmert sie sich nicht darum, ob jemand auf der Strecke bleibt“. (ebd. S. 162)

 

Warum ist das Beliebtsein nun so wichtig?

 

Ein Mädchen sagt: „Es bedeutet so viel für mich und mein Selbstbewußtsein“.

 

An ihren Beziehungen, meint R.Simmons, läßt sich ihr Sozialer Status ablesen. (siehe ebd. S. 165)

 

Ein Mädchen meint: „Man kann die exklusivsten Klammoten besitzen, aber wenn man nicht die richtigen Freundinnen hat ist man ein Niemand“. (ebd. S.165)